Die moderne Lebensorganisation ist häufig von Funktionalitäten dominiert – allemale, wenn man auch noch Kinder zu versorgen hat. Die Zeitfenster selbstbestimmten Handelns sind bei vielen Menschen schmal geworden, in denen kein Termindruck herrscht und die auch nicht durch Fernsehen, Computerspiele o.ä. verdöst werden.
Ein auf Dauer gestellten Mangel an echter Eigenzeit führt dazu, dass wir uns unser Leben nicht mehr in einem uns selbst erfüllenden und inspirierendem Maße erleben. Es geht nicht darum, ‘etwas’ zu erleben, Reize zu konsumieren, sondern dass wir uns unser Leben er-leben, in unserem seelischen Erleben wachsen. Nur wo wir uns entwickeln, fühlen wir uns quicklebendig. Wenn wir hingegen überwiegend Routinehandlungen abspulen, schmeckt das Leben irgendwann ‘nach Dose’. Es wird fade und manchmal werden wir uns selber ein wenig fremd. Es erwächst dann mitunter das Gefühl, als säßen wir nurmehr auf der Zuschauertribüne des Lebens, ohne wirklich auf dem Spielfeld (des Lebens) noch mit dabei zu sein. Man hat die Ahnung, dass unter der Oberfläche des Funktionierens eine viel größere Fülle noch liege, die gehoben und gelebt werden will, aber aller Aufwand an Erlebnissen, Bespaßungen etc. reichen da nicht wirklich heran, langweilen schnell.
Das kann auch kaum wundern, da die meisten Menschen ihr Leben größtenteils vor Glasscheiben verbringen (Computerbildschirme, Fernseher, Smartphones). Gemessen an dem, was einem Steinzeitmenschen an Lauschvermögen, physischer Geschicklichkeit, ganzheitlicher Aufmerksamkeit, Mitschwingfähigkeit abverlangt wurde, ist die Interaktion mit der Welt vor der Glasscheibe auf ein absolutes Minimum reduziert. Insbesondere für die kindliche personale Entwicklung ist die Beschäftigung mit der Glasscheiben-Welt Gift (das steht nicht im Widerspruch dazu, dass bestimmte kognitive Fähigkeiten trainiert werden, aber personale Entwicklung hat mit Kognition nur sehr marginal zu tun).
Diese Entfremdung von sich selbst, also der zu wenig durchfühlten Verbindung zum Lebensgrund, führt zu einer hohen Anfälligkeit gegenüber Burn-out oder Bore-out, zu Empfindungen von Sinnleere und Sinnverlust, von Gleichgültigkeit bzw. Selbstwert- und Werteverlust, Abstumpfung, mangelnder emotionaler Bindungsfähigkeit usw., kurz zu einem Gefühl, ein Stückweit aus dem Lebenszusammenhang herausgefallen zu sein. Unsere Kultur verführt dazu.
Die Tonfeldarbeit ist eine der wenigen Arbeiten, die genau diese Problematik der (mangelnden) Seinsfülle aufgreift. Sie ist eine haptische Arbeit (also nicht kognitiv), knüpft an die Lust an, führt sogar an die Quelle der Lust, ist auf Mitmenschlichkeit ausgelegt und zielt darauf, sich in seinem Menschsein zu erfüllen. Sie bildet den eigentlichen schöpferischen Prozess ab, der es erlaubt, in die eigene Schöpferkraft und das Bei-sich-Sein hinein zu wachsen.